Auch Cagliari liegt auf sieben Hügeln. Auf dem Hügel von San Michele sollen die Römer einen Tempel für den Gott Äskulap errichtet haben. In byzantinischer Zeit wurde der heidnische Kult des Schutzpatrons der Medizin durch den christlichen Kult um den Heiligen Michael ersetzt. Nicht umsonst erhebt sich also auf dem Gipfel des Hügels, am Ende einer Reihe von Kehren zwischen dem Weiß der Tuffsteinfelsen und dem Grün von Agaven und mediterranen Essenzen, ein Kloster und danach eine Kirche, die beide nach dem Erzengel benannt sind. Heute liegt dort oben eine gut erhaltene mittelalterliche Burg, die die Stadt überragt und von einem Park umgeben ist. Vom Gipfel aus hat man einen Rundumblick auf die gesamte Hauptstadt: die Befestigungsanlagen des Castello-Viertels, den Hafen, den Poetto, die Sella del Diavolo und die Lagune von Santa Gilla. Von jedem Punkt der Stadt und ihrer Umgebung aus, auch aus weiter Ferne, ist die Burg zu sehen, die seit jeher die Zufahrtsstraße zum Campidano-Gebiet bewacht.
Der viereckige Bau aus Kalkstein aus den Bonaria-Steinbrüchen weist drei große, eckige Türme auf, von denen die beiden ältesten im Nordosten und im Südosten mit perfekt quadratischen Quadern errichtet wurden, während der südwestliche Turm später mit einer gröberen Technik erbaut wurde, der höher ist und keine Böschungsbasis wie die beiden anderen aufweist. Sie sind durch Ringmauern miteinander verbunden, in der westlichen sind Spuren der romanischen Fassade des Oratoriums des Erzengels Michael (12.-13. Jh.) zu sehen, und es gibt zwei nebeneinander liegende Eingänge, die auf ein zweischiffiges Gebäude hindeuten, das nach dessen Eingliederung in die Burg zur Kapelle wurde. Ringsum verläuft ein breiter, tiefer Graben, der heute wie einst von einer Brücke überquert werden kann, die vermutlich auf die piemontesischen Arbeiten des 18. Jahrhunderts zurückgeht, durch die der alte Herrensitz in eine moderne Festung umgewandelt wurde.
Die Ursprünge sind umstritten. Einer nahe liegenden Hypothese zufolge kann ihre Entstehung zwischen dem Ende der byzantinischen und dem Beginn der Judikatsepoche (10. Jahrhundert) angesetzt werden: ein einziger Turm zur Verteidigung der damaligen Hauptstadt Santa Igia. Danach soll das Bauwerk unter den Pisanern fertiggestellt worden sein. Näher liegend ist die Theorie, dass das Fundament auf das 12. Jahrhundert zurückgeht und im 13. Jahrhundert mit den beiden östlichen Türmen verstärkt wurde. Während des gesamten 14. Jahrhunderts wurden der Burg von Bonvehì – damals so genannt wegen ihrer wunderschönen Aussicht - Vorteile von den verschiedenen Herrschern zuerkannt. Sie war eine aragonesische Festung und ein Zufluchtsort für Banditen, die sich gegen das Treuegelöbnis gegenüber dem Lehnsherrn der Justiz entziehen wollten. Die Behörden von Cagliari beanstandeten die Handlungen und den Missbrauch der von der Krone gewährten Privilegien.
Das letzte Mitglied der Familie, das als Burgherrin hier lebte, war die Gräfin Violante, die vom Klerus aufgrund eines Mordes an einem Priester verflucht war. Ihr zu Ehren wurde die Burg „della contessa“ (der Gräfin) genannt, und man sagt, dass ihr Geist noch immer in der Burg spuke. Neben Geistern gibt es auch unterirdische Gänge, die Reichtümer bewachen: Es gibt Belege für eine Anklage (18. Jahrhundert) gegen einen Priester, der sich schuldig gemacht hatte, mit verbotenen Ritualen wie der Anrufung des Teufels und dem Wiederholen von Zauberformeln nach verborgenen Schätzen in der Burg gesucht zu haben. Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Burg ihre militärische Funktion wieder auf. 1793 erlebte sie ihre letzte Glanzzeit: Mit Kanonen ausgestattet, verteidigte sie die Stadt gegen die Invasion der napoleonischen Miliz. Dank jüngster Restaurierungs- und Verschönerungsarbeiten konnten die Festung in ein modernes Kunst- und Kulturzentrum und der Hügel in einen wunderschönen Park umgewandelt werden.