Sie ist die vorletzte Bastion Sardiniens in den Bocche di Bonifacio, an der Grenze zu Korsika, etwas nördlich liegt nur ihre „Zwillingsinsel“ Santa Maria. Razzoli überragt im Norden mit seinen hohen Klippen den Park des La-Maddalena-Archipels, dessen fünftgrößte Insel sie mit einer Fläche von eineinhalb Quadratkilometern und einem Küstenumfang von über zwölf Kilometern ist. Größer sind La Maddalena, von wo aus man einen Ausflug nach Razzoli und zu den anderen Inseln unternehmen kann und zwar Caprera, Garibaldis „Garten“, der durch den Passo della Moneta mit seiner „großen Schwester“ verbunden ist, sowie Spargi und Santo Stefano. Razzoli ist die größte Insel des nördlichen „Trios“, zu dem auch Budelli - mit seinem legendären rosa Strand - und Santa Maria gehören, die nur wenige Meter entfernt und durch den Asinelli-Pass verbunden sind.
Unverwechselbare Merkmale von Razzoli sind die zerklüftete Küste und ihre bergige Beschaffenheit mit dem höchsten Gipfel, dem 65 Meter hohen Monte Cappello, während das Faszinierendste ihrer Geschichte die Geheimnisse sind, die sie birgt und die im Laufe der Jahrhunderte immer größer und beeindruckender geworden sind. Die unberührte Vegetation und die Meeresfauna sind ihre Hauptmerkmale, und nicht umsonst mutet von den 60 Inseln und Inselchen des Archipels gerade sie am wildesten an. Sie ist mit ihren hohen Granitfelsen ein Damm gegen die Unwetter der oft rauen See am Nordausläufer Sardiniens. Die von Meer und Wind geformten Felsen sind wahre Naturskulpturen. Und einige geschützte Buchten wahre „Juwelen“: Cala Cappello, Cala Noce, Cala Lunga, die nur auf dem Seeweg zu erreichen ist und Kieselsteine sowie feinen Sand prägen, und andere kleine Sandbuchten wie Cala Bove marino: Früher konnte man von hier aus, nicht weit vom Ufer entfernt, die „scheue“ Mönchsrobbe beobachten, die zuletzt 1997 vor der Bucht gesichtet wurde. Das Meer hat eine azurblaue bis tiefblaue Färbung und der Meeresboden ist reich an Meeresfauna und -flora, die sich bestens für Schnorchel-Fans eignet.
Im Landesinneren führen zwischen Granitfelsen und mediterraner Macchia, wie vor allem Strohblume und Wacholder, alte Saumpfade in das Herz der Insel, das vorwiegend von Seevögeln bewohnt wird, bis zum Leuchtturm, der 1974 neben dem alten Gebäude aus dem Jahre 1843 errichtet wurde. Man kann das imposante Bauwerk, das sich steil über dem Meer erhebt und dessen Licht bis zu 13 Meilen vor die Küste reicht, besichtigen. Das Gebäude ist mit dem Strand von Cala Lunga durch einen Saumpfad verbunden, der von den Familien, die auf der Insel lebten, für den Transport von Treibstoff und Lebensmitteln genutzt wurde. Kurz vor dem Leuchtturm stößt man auf ein Grab, um das sich alte Legenden ranken. Hier soll eine junge Frau, die Tochter eines Leuchtturmwärters, die im Kindbett gestorben ist, begraben sein, deren herzzerreißendes Klagen in gewissen Nächten noch immer zu hören sei. Andere wiederum behaupten, im Grab sollen zwei französische Seeleute bestattet sein, die 1855 Schiffbruch erlitten haben.