Sassari wurde im Mittelalter gegründet, als die Bewohner des antiken Turris Libisonis nach und nach in das Hinterland Zuflucht nahmen, und erhebt sich auf einem Kalktafelland, das durch Täler und Schluchten geprägt sowie von bewirtschafteten Hügeln umgeben ist. Olivenhaine und Wälder runden das Bild des italienweit fünftgrößten Gebietes ab. Aufgrund seiner Einwohnerzahl hingegen ist es die zweitgrößte Stadt Sardiniens (128.000 Einwohner) und Herzstück eines Territoriums, das doppelt so viele Bewohner zählt. 1294 wurde es mit der Verkündigung der Statuti sassaresi zur Gemeinde ernannt, die einen wichtigen Rechtsbestand der Geschichte der Insel bilden. Im 19.Jh. dehnte sich die Stadt über die aus dem 14.Jh. stammenden Mauern aus, die diese umgaben und durch 36 Türme verbunden waren. Davon sind uns heute nur noch sechs geblieben. Anstelle der Burg erhebt sich die Kaserne La Marmora, in der heute das Museo della Brigata Sassari untergebracht ist, die im 20.Jh. im Mittelpunkt zahlreicher militärischer Ereignisse stand. Zu den einflussreichsten Bürgern der Stadt Sassari zählten Enrico Berlinguer sowie die Präsidenten der Republik Antonio Segni und Francesco Cossiga. Fontana di Rosello und Piazza d’Italia sind die beiden Wahrzeichen der Stadt. Die Altstadt umfasst zahlreiche Herrenhäuser sowie Kunst- und Kulturstätten. Groß ist auch die Auswahl an Museen, wie das Mus’A, das Biasi, der Padiglione Tavolara und vor allem das Museo Nazionale Sanna, das der Archäologie gewidmet ist. Das imposanteste (aber auch rätselhafteste) prähistorische Zeugnis ist der Altar von Monte d’Accoddi, eine Stufenpyramide, die an die Heiligtümer Mesopotamiens erinnert. Sie wurde im 4.Jahrtausend v.Chr. errichtet, im 3.Jahrtausend renoviert und bis ins Bronzezeitalter besucht. Im Gebiet um Sassari sind auch Dolmen, Domus de Janas, Menhire und 150 Nuraghenstätten, darunter Nuraghen, Dörfer, Gigantengräber und heilige Brunnen zu sehen. Zu den ältesten Kultbauten zählt sicherlich die Kirche Sant’Apollinare. Besondere Erwähnung verdient hingegen die Kathedrale San Nicola di Bari, eine harmonische Überlagerung verschiedener Baustile (gotische Gewölbe, barocke Fassade, klassisches Dekor), deren Bau im 13.Jh. begonnen wurde. Am vorletzten Maisonntag findet die faszinierende Cavalcata Sarda, einem traditionellen Trachtenumzug, statt. Zu Mariä Himmelfahrt (Ferragosto) wird das „große“ Fest, die Discesa dei Candelieri gefeiert, einer Prozession, bei der auf den Schultern monumentale Holzkerzen durch die Straßen bis zur Kirche Santa Maria di Betlem getragen werden, um das Gelübde an die Jungfrau zu lösen, die einer Legende nach die Stadt vor der Pest befreit haben soll. Beeindruckend sind auch die Bräuche der Karwoche. In Hinblick auf Tradition soll die Küche nicht unerwähnt bleiben: die Favata (Saubohnengericht) und die „monzette“, kleine mit Backteig zubereitete Schnecken. Auch fehlt es nicht an Gärten und Parks, darunter die Grünoase des Parco di Monserrato. Der Sandstrand von Platamona im Golf der Asinara ist seit jeher der „Strand der Bewohner von Sassari“. Auf der Westseite nördlich von Capo Caccia bezaubert das wunderschöne Farbspiel von Porto Ferro mit seinem besonders feinen Sand und Porto Palmas mit seinen kleinen geschliffenen Kieselsteinen. Etwas weiter nördlich hingegen die Silbermine Argentiera, Inbegriff der Bergbauarchäologie, die einst eine Blütezeit erlebt hatte und von der heute nur ein Geisterdorf geblieben ist.