Thiesi liegt auf einem niedrigen Kalksteinplateau an den östlichen Hängen des Hochplateaus Su Montiju. Die Anwesenheit von Menschen geht mindestens auf die Jungsteinzeit zurück, doch das Dorf entstand während der römischen Herrschaft. Sein Grundriss wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert und entwickelte sich in zwei verschiedenen Teilen: der erste um die Kirche Santa Vittoria, der zweite um die Kirche Sant'Antonio aus dem 17. Bis vor kurzem erinnerte die Form des Dorfes an ein Dreieck, an dessen Spitzen sich die Wallfahrtskirche der Madonna di Seunis, das Kloster mit der Kirche San Sebastiano und die Kirche San Giovanni in Badde Serena befanden. Der Legende nach verhinderten diese Schutzheiligen, dass die Pest und die Cholera, die von zwei Teufeln verbreitet wurden, das Dorf erreichten, während die Nachbardörfer davon betroffen waren.
Vom Zentrum des Ortes kommend sieht man an der Hauptstraße die Pfarrkirche Santa Vittoria, ein wunderschönes Beispiel im gotisch-aragonischen Baustil aus dem 16. Jahrhundert. Kennzeichnend für den gotischen Stil ist das schöne Radfenster. die Verzierungen und das Portal mit Architrav und dem Relief mit Darstellungen sind eher im klassischen Stil. Ebenfalls sehenswert ist die Kirche Sant'Antonio da Padova aus dem Jahre 1650, die ursprünglich den Mittelpunkt eines der beiden Ortsteile bildete. Die Kirche ist jedes Jahr Schauplatz eines Gebetszyklus', sa treighina. Im Schulgebäude der 'scuola media' kann man eine große Fassadenmalerei des bekannten sardischen Malers Aligi Sassu besichtigen. der Maler hat mehrere Jahre in Thiesi gelebt und besaß hier ein Atelier. Das Wandgemälde erinnert an eine historische Begebenheit, s'annu de s'attaccu (das Jahr des Überfalls = das Jahr 1800), das heißt den Überfall von den Truppen des Feudalbesitzers, des Herzogs von Asinara, gegen die Dorfbewohner, die sich geweigert hatten, ihre Abgaben zu entrichten.
Außerhalb des Ortskerns erhebt sich auf einem Felsen, der höchsten Erhebung im Tal des Rio Molinu, die Wallfahrtskirche Madonna di Seunis, ein beliebtes Pilgerziel der Marienverehrung. Die Kirche wurde im 18. Jahrhundert erbaut und später umgeändert. Nach einer Überlieferung fand ein Bauer beim Pflügen seines Ackers hier eine kleine Kiste mit der Statue einer Madonna. Nach der Entdeckung vermachte er auf Veranlassung der Einwohner seinen Acker der Jungfrau und begann mit dem Bau der Wallfahrtskirche. Die Marienstatue befindet sich heute in der Kirche auf einem kleinen Thron aus dem 19. Jahrhundert. Das Fest der Madonna di Seunis, das am 8. September gefeiert wird, zieht jedes Jahr viele Gläubige an. Auch die Kirche San Giovanni, die sich in einem wunderschönen grünen Tal befindet, ist eine Besichtigung wert. Eine Reihe steiler Steintreppen weisen den Weg zur Kirche. das Fest zu Ehren des Heiligen wird am 24. Juni gefeiert und von der jungen Bevölkerung in Thiesi organisiert. Besonderer Höhepunkt ist das sogenannte fogarone de Santu Giuanne, ein großes Feuer, das zum Abendgottesdienst am Vorabend des Festes entzündet wird. Etwas außerhalb von Thiesi fährt man mit dem Auto zu den Hypogäen in Mandra Antine, den Höhlengräbern oder domus de janas aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Sie tragen den Namen des bekanntesten Grab, das auch das bemalte Grab, tomba dipinta, heißt und sich durch intensive gold- und rosafarbene, zinnoberrote und schwarze Dekorationen und Malereien auszeichnet.
Ebenfalls außerhalb des Ortes liegt am Rande eines kleinen Zypressenhains der Ur-Nuraghe Fronte 'e Mola o Su Saccu. Dichte Pflanzen haben das Baudenkmal fast zugewachsen, und so ist es von weitem nur schwer zu sehen. Allen Feinschmeckern, die die kulinarischen Spezialitäten des Meilogu kennen lernen möchten, bietet Thiesi eine Reihe köstlicher Spezialitäten. dazu gehören die impanadas, kleine Pasteten aus Nudelteig mit einer Füllung aus Schweinefleisch, das mit Muskatnuss und Safran abgeschmeckt ist. su succu, ein Nudelgericht aus Hartweizengrieß und fregola, das mit Sauce oder Brühe zubereitet wird. oder su ghisadu, geschmortes Lammfleisch in Tomatensauce.