„Mit dem Fahrrad können Sie einen Ort besser kennenlernen“. Ernest Hemingway reiste gern auf zwei Rädern: Gefühl von Freiheit, gleichmäßiges Tempo, neue Gegenden entdecken. Wahrscheinlich hätte er gern Sardinien mit dem Fahrrad kennengelernt, unterwegs in bezaubernder Landschaft, gestärkt durch ein sanftes Klima, weit weg vom Verkehr, auf sicheren, manchmal verlassenen Straßen, eng verbunden mit dem Land und den Menschen, die dort wohnen. Das Fahrrad ist Mittel und Leitfaden, um ein urtümliches, altes, teilweise unberührtes Land kennenzulernen.
Cagliari ist der Ausgangspunkt des süd-östlichen Verlaufs. Auf Radwegen werden Sie diese Stadt kennenlernen, die einen unwiderstehlichen Charme besitzt, in der sich Zivilisationen und Kulturen im Laufe der Jahrtausende miteinander verflochten haben. Zu den sichtbaren Zeichen gehören die Nekropole von Tuvixeddu, das römische Amphitheater, die Basilika des Heiligen Saturnino, die pisanische und spanische Festungsanlage, der Königspalast. Von der Altstadt fahren Sie zum Naturpark Molentargius-Saline und entlang der Poetto-Strandpromenade. Von Margine Rosse geht es weiter auf der Panorama-Landesstraße 17, einer wunderschönen Küstenstraße. Sie werden an der ganzen Küste von Quartu sant’Elena entlangfahren: Die Straße verläuft auf- und abwärts über die Steilküste, mit Kehren, Sie werden von Mari Pintau verzaubert sein. Weiter geht es nach Geremeas, Torre delle Stelle, Gebiet von Maracalagonis, und Solanas, Küstenort der Gemeinde Sinnai. Nach etwa dreißig Kilometern erreichen Sie Villasimius von Porto Sa Ruxi, eines der vielen Wunder des Meeresschutzgebietes Capo Carbonara, zu dem auch Paradiese, wie Porto Giunco und Punta Molentis zählen.
Panorama-Küstenstraße oder Reiz der ‘alten’ Staatsstraße 125. Es gibt zwei Möglichkeiten, um den Sarrabus, das Land der Zitrusfrüchte, zu erreichen. Wenn Sie von Cagliari der Küste entlang nach Villasimius geradelt sind, dann ist die erste Möglichkeit die kurvenreiche Landesstraße 18, die sie nach Castiadas begleitet. Ihre Sinne werden von Stränden, wie Cala Pira und Cala Sinzias gefesselt sein. Und dann der zehn Kilometer lange, sandige Küstenabschnitt Costa Rei. Nach Capo Ferrato geht es den ‘bronzefarbigen’ Stränden von Feraxi und Colostrai und den in Küstennähe gelegenen Teichen des Sarrabus entlang. Ein anderer Weg hingegen führt, direkt von Cagliari, durch das Innere des Landes über die ehemalige Staatsstraße 125: Jeder weitere Kilometer auf dieser Straße bedeutet eine Reise, zurück in andere Zeiten. Auf Kurven, auf und ab, durch den Naturpark Sette Fratelli, inmitten von eintausend Meter hohen Bergen und Wäldern, ein Paradies für Mountainbike-Liebhaber. In San Priamo über die Küstenstraße nach Muravera, wichtigster Ort im Sarrabus, dann nach Villaputzu, wo Strände, wie Porto Corallo und Cala Murtas zu bewundern sind. Hier durchqueren Sie den flachen Salto di Quirra und schon haben Sie die Tacchi d’Ogliastra vor sich.
Das erste Dorf in der Ogliastra, nach einer langen geraden Strecke, ist Tertenia. Danach folgen die Strände der Gemeinde Gairo sant’Elena, mit Coccorocci und su Sirboni, Cardedu und Bari Sardo. Sie erreichen Tortolì über die wunderschönen Strände Cea und Lido di Orrì: Machen Sie eine Pause, bevor Sie zu einer der eindrucksvollsten Gegenden der Ostküste weiterfahren. Weiter geht es nach Baunei. Hier überragen die Kalksteinausläufer des Gennargentu direkt den Golf von Orosei. Sie können auch einen Umweg über das Küstendorf Santa Maria Navarrese fahren. Auf der 125-er, der ‘Straße der Meister’, gilt es nun den schwierigsten Abschnitt zu überwinden: der Anstieg zum über eintausend Meter hohen Pass Genna Silana. Danach folgt die wohlverdiente Abfahrt: 25 Kilometer Kurven bis nach Dorgali, einem Dorf auf 500 Metern Höhe, aber nur acht Kilometer vom Meer entfernt. Vor dem Ortseingang ist eine Variante möglich, der Besuch des bekannten Ortsteils Cala Gonone. Dieser wird nach fünf Kilometern durch einen spektakulären Tunnel und vielen Kehren erreicht. In Dorgali machen Sie einen der Archäologie und Natur gewidmeten Zwischenhalt: die Nuraghendörfer Serra Orrios und Tiscali, das Gigantengrab s’Ena 'e Thomes, die Felsenhöhlen Grotta del Bue marino und Ispinigoli.
Von Dorgali dringt man geradewegs in das Herz Sardiniens ein, am Fuße der unwegsamen Hänge des Supramonte, der durch Schluchten, felsige Gipfel, Höhlen und Naturdenkmäler, wie der Abgrund su Sercone und die Quelle su Gologone, geprägt ist. Die Route führt durch Oliena, beherrscht durch den Monte Corrasi und weiter nach Nuoro, dann nach Mamoiada, der Heimat der Mamuthones und Issohadores und erreicht schließlich Orgosolo, den Ort der Wandmalereien. Wenn Sie auf der SS125 weiterfahren, geht es hingegen in Richtung Baronie. Der erste Halt ist Orosei, um die Strände Cala Osalla, Cala Liberotto und die Oase Bidderosa zu besuchen, fünf Kilometer feinster Sand, umgeben von Küstenwäldern und Lagunen der Flussmündung des Cedrino. Der Tuttavista-Berg wird umrundet, um Galtellì, ein Pilgerdorf, zu erreichen. Weiter nördlich, auf der beeindruckenden Küstenroute, begegnen Sie den Schönheiten von Siniscola, von Capo Comino bis La Caletta bis nach Bèrchida, weiße Sanddünen, Macchia und dahinter einen Teich. Im Ortsteil San Giovanni kommen Sie über die Landesstraße 24 nach Posada, ein mittelalterliches Dorf auf dem Hügel, das von der Fava-Burg überragt wird. Ganz in der Nähe sollten Sie sich den Ausflug zur Oase Tepilora, einem Unesco-Welterbe, nicht entgehen lassen, ideal für alle, die gern wandern, Mountainbike oder Kajak fahren.
Noch ein Umweg, um die Baronie zu entdecken. Es geht in Richtung Lula, inmitten von Hügeln und dem Kalksteinrelief Montalbo. Sie können mit dem Mountainbike Kalkhöhlen, Pinnettos (alte Zufluchtsorte der Schäfer), prähistorisches Erbe der Bergbauarchäologie, wie sos Enattos besuchen. Von Lula führt ein bequemer Weg nach Bitti, der bekannten Nuraghenstätte Romanzesu und dem Museum für den Canto a Tenore, immaterielles Erbe der Menschheit. Wieder zurück zum Küstenstreifen, trennen nur etwa zehn Kilometer Posada von Budoni, dem wunderschönen ‘Tor’ der Gallura. Weitere 13 Kilometer entlang der Staatsstraße 125 führen nach San Teodoro, wobei seine Sehenswürdigkeiten, von l’Isuledda nach La Cinta, von Puntaldìa zur Lagune, von Lu Impostu nach Cala Brandinchi durchquert werden. Mit Blick auf die Küste von Capo Coda Cavallo geht die Route weiter: Der mächtige Kalksteinberg Tavolara taucht aus dem Meer auf und bildet bei der Ankunft in Olbia den Hintergrund.