Ein „heiliger“, authentischer Ort, wo die Zeit langsam vergeht, ein gastfreundliches Pilgerziel, das seinen Namen der Frömmigkeit, die dessen Gemeinschaft prägt, und den 22 Heiligtümern verdankt, die über dieses Gebiet verstreut sind. Luogosanto ist ein Dorf mit weniger als zweitausend Einwohnern im Herzen der Gallura, an den Hängen der granitenen Ghjuanni-Berge, wo eine Nuraghenstätte mit einer intakten (und zu besichtigenden) „Versammlungshütte“ hervorsticht. Die Gründung des Dorfes geht auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück, als die Franziskaner hier ein Kloster errichteten, einem der ersten, als der heilige Franziskus noch lebte. Heute ist darin nach einem Umbau das Museum Natività beata Vergine Maria untergebracht, ein Dokumentationszentrum über das Mittelalter in der Gallura, in dem die lokalen historisch-religiösen Ereignisse rückverfolgt werden und wo die im Laufe der Jahrhunderte an das Madonnenkind gespendeten Ex-Voti ausgestellt sind. Ihr ist die Basilika Nostra Signora di Luogosanto geweiht, die von den Franziskanern aus Granitquadern mit romanischen Formen errichtet wurde. Darin ist eine hölzerne Madonna („Königin der Gallura“) aufbewahrt und im 18. Jahrhundert wurde sie mit dem Privileg der Heiligen Pforte geehrt: Seit den 1970er Jahren ist sie eine Bronzetür, ein Werk von Luca Luchetti, die alle sieben Jahre ein Jahr lang den Pilgern offen steht. Einer Legende zufolge wurde sie dort errichtet, wo die Muttergottes zwei Mönchen erschienen sein und ihnen den Weg zu den Reliquien der Heiligen Nikolaus und Trano gewiesen haben soll. Die Mönche fanden sie auf einem Felsenrelief: Dort wurde 1227 das Heiligtum für die beiden Märtyrer errichtet, in das die Höhle eingebunden wurde, in der sie gelebt haben sollen. Sie ist als Einsiedelei von St. Trano bekannt und deren Altar ist aus einem Steinblock gehauen, während die Höhle eine natürliche Apsis bildet.
Nach zwei Jahrhunderten der Entvölkerung erlangte Luogosanto im 17. Jahrhundert dank der Stazzi, typischen ländlichen Siedlungen, wieder an Bedeutung: 350 wurden in seinem Gebiet gezählt, deren Geschichte im Museo Agnana dokumentiert ist. Heute besteht das Dorf aus engen, gepflasterten Straßen und Herrenhäusern mit kleinen Eisenbalkonen. Vom Dorf aus führt eine Route auf Entdeckungsreise anderer mittelalterlicher Stätten. Auf kleinen Straßen durch Eichenwälder und vorbei an Naturdenkmälern geht es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd. Man kann die Überreste der Villa de Sent Steva besichtigen, ein Komplex, der bis Mitte des 14. Jahrhunderts existierte und 16 Räume umfasste, die auf einen Platz blickten. In der südöstlichen Ecke befinden sich die Ruinen des Palazzo di Baldu, vermutlich Eigentum von Ubaldo Visconti, einem Richter der Gallura (1225-38). Teil des Komplexes ist auch die kleine Kirche Santo Stefano aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Gipfel des Berges San Leonardo erhebt sich die Burg von Balaiana, die über eine Treppe zu erreichen ist. Sie geht auf das 11. Jahrhundert zurück und war die Sommerresidenz der Richter. Sie war bis zur Ankunft der Aragons erhalten. Auf einem Pfad von der Burg aus kommt man zur Kirche San Leonardo, die ursprünglich als Burgkapelle diente und heute ein seltener romanischer Bau der Gallura ist. In der Nähe befinden sich andere Heiligtümer: San Gavino di Li Coddi, bedeckt mit Wacholder, und San Salvatore, das ganz aus Granit gehauen ist. Nahe dem Dorf befindet sich die Kirche San Quirico, in der Anfang August eines der Volksfeste stattfindet, die von April bis November die Gemeinde beleben. Der Höhepunkt ist Anfang September das Manna-Fest. Auf keinen Fall sollte man sich im August Calici DiVini entgehen lassen, eine Gelegenheit, den Vermentino zu kosten.