Es liegt am Rande der Marghine-Kette, auf der Granithochebene von Sa Serra, wo sich ein an prähistorischen Zeugnissen reicher Naturpark befindet. Orotelli ist ein Ort mit zweitausend Einwohnern in der Barbagia di Ollolai, der zu den authentischen Dörfern Italiens gehört und für die Herstellung von hochwertigem Getreide, Leder- und Steinartefakten sowie antiken Traditionen bekannt ist, wie z. B. die berühmte Maske der Thurpos (Blinde), die von Männern in einem schwarzen Mantel aus grobem Wollzeug mit Kapuze getragen wird. Der Karneval von Orotelli ist neben dem von Mamoiada und Ottana einer der bedeutendsten der Barbagia. Die Hypothesen über den Ursprung des Namens sind mit seinen Merkmalen verbunden: Er könnte von den griechischen Worten oros (Hochland) und tello (geboren werden) oder vom lateinischen ortellius, Land des Goldes, abgeleitet sein, da das Gebiet reich an Weizen ist. Im Vergleich zu anderen nahegelegenen, agropastoralen Zentren zeichnet sich Orotelli seit jeher durch seine Getreideanbau-Tradition aus. Im Bereich des Handwerks sind die Schuhmacher Meister in der Herstellung von Sos cambales (Stiefel) aus Leder. Man kann sie im November im Rahmen der Veranstaltung Autunno in Barbagia bei der Arbeit sehen.
Das Dorf umfasst zwei Kerne. Die niedrigen, stabilen Granithäuser der Altstadt sind um die Pfarrkirche San Giovanni Battista verteilt, ein imposantes romanisches Bauwerk mit einem beeindruckenden Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert, und die nahe gelegene Kirche San Lussorio, die im 18. Jahrhundert aus Granitquadern errichtet wurde. Im neuen Stadtteil Mussinzua stechen die ehemals ländliche Kirche Santissimo Salvatore (16. Jahrhundert) und die andere Pfarrkirche Spirito Santo hervor, die auf den Ruinen einer aragonesischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert gebaut wurde. Der Anfang des 12. Jahrhunderts aus rotem Trachyt errichtete Kirche des Schutzpatrons San Giovanni (wird Ende August gefeiert) hat Umbauten erfahren, durch die der ursprüngliche romanische Grundriss verändert wurde, von dem noch die Fassade, die Apsis und die Wandpfeiler des Querschiffs und der Seitenwände erhalten sind. Sie war während der Fertigstellung der neuen Kathedrale, der Kirche San Nicola di Ottana, 23 Jahre lang (1116-39) Sitz der Diözese von Othana. Auf dem Land sind zwei weitere Heiligtümer erwähnenswert, die im Mittelalter das Zentrum verschwundener Dörfer waren: Nostra Signora di Sinne und die Kirche San Pietro di Oddini, mit den nahe gelegenen heißen Schwefel- und Heilquellen Sos Banzos.
Die Ursprünge des Dorfes gehen auf pränuragische Zeit zurück, was durch den Dolmen von Sinne belegt wird. Die Gigantengräber Forolo und Sa Turre ‘e Su Campanile stammen aus der Bronzezeit, ebenso wie diverse Nuraghen (einige davon eintürmig), darunter die spektakuläre Nuraghe Aeddos, eines der bedeutendsten prähistorischen Zeugnisse des Gebietes um Nuoro. Sie wurde aus enormen Granitblöcken erbaut und hat riesige Ausmaße, die über Jahrtausende hinweg erhalten geblieben sind. Interessant sind auch die kleine Nuraghe Càlone, die den Ortseingang dominiert, und eine Nuraghe mit Hauptturm und dreilappiger Bastion im Park Sa Serra.