Tinnura liegt im Gebiet der Planargia, auf einer ebenen Basalthochfläche. Es grenzt an Suni, Flussio, Sagama, und Bosa ist nur wenige Kilometer entfernt. Es ist ein kleines Dorf, in dem hauptsächlich Schafzucht betrieben wird, aber seine Ländereien werden größtenteils für den Anbau von Olivenbäumen, Obst und Weinreben genutzt. Seine Weine sind von ausgezeichneter Qualität, insbesondere der Malvasia, für dessen Produktion Tinnura in der Anbauzone liegt. Das Dorf ist auch bekannt für das Kunsthandwerk der Korbflechterei aus Affodill, Weide und Schilf, wie das Nachbardorf Flussio. Im Frühling sieht man entlang der Straßen die Pflanzenfasern in der Sonne trocknen, die für die Herstellung von Körben verwendet werden. Es ist wahrscheinlich, dass der Name des Dorfes von dieser wichtigen Tätigkeit stammt: Er könnte von den "Tinnias", den Flussbinsen, kommen.
Im Zentrum sind die Straßen und die zahlreichen hübschen kleinen Plätze mit Basalt gepflastert, und man kann verschiedene Statuen bedeutender sardischer Künstler bewundern, die national und international bekannt sind. Aber auch an den Hausfassaden finden sich malerische Wandmalereien, die die wichtigsten Momente des Lebens in dieser Gegend darstellen. Was in Tinnura ebenfalls auffällt, ist die Vielfalt der Farben in seinen Straßen, dank der polychromen Pflasterungen aus rosafarbenem Trachyt und weißem Marmor aus Orosei, kombiniert mit dem Grau des Basalts. Die gesamte Region war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt, wie die Spuren aus der Nuraghen- und Pränuraghenzeit belegen, darunter Menhire, die Nuraghe Tres Bias und das Gigantengrab Su Crastu Covocadu. Das Gebiet erlebte auch eine Blütezeit in römischer Zeit, dank des günstigen Klimas und der fruchtbaren Böden, die zur Entstehung zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe führten, die dem Getreideanbau gewidmet waren und bis ins Mittelalter existierten. Während der Zeit der Judikate gehörte es zum Judikat Torres, in der Curatoria der Planargia, die auch Flussia oder Serreval genannt wurde. Mit dem Fall des Judikats ging Tinnura in das Lehen der Malaspina und dann an das Judikat Arborea über. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es verschiedenen Familien als Lehen gegeben, bis zum Ende des Feudalismus auf Sardinien im Jahr 1839
Die Umgebung von Tinnura ist reich an kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten, aber auch der Ort selbst ist ein wahres Museum für Kunst und moderne Architektur. die Fassadenmalereien stellen Ausschnitte aus dem Alltag der Bauern dar, es gibt wunderschön gestaltete Plätze, mehrere Statuen berühmter Künstler wie zum Beispiel von Stefano Chessa, Simplicio Derosas, Carmine Piras und Pinuccio Sciola und nicht zuletzt viele schöne Brunnen, wie jenen, auf dem die zwölf Tierkreiszeichen dargestellt sind.
Zur Nuraghensiedlung Tres Bias o Trobia gehört ein Nuraghe mit komplexer Baustruktur, der früher an einem strategisch wichtigen Ort lag, von dem man eine Kontrolle über das gesamte umliegende Gebiet hatte. Nicht weit davon entfernt befindet sich das Felsengrab Su Crastu Covocadu, das zu den größten und bedeutendsten seiner Art in ganz Sardinien zählt. Rings um die Grabanlage wurden verschiedene Relikte aus der Zeit um die zweite Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts gefunden. Bemerkenswert ist auch die Quelle Funtana 'e Giosso. Sie wird noch bis in die heutige Zeit genutzt, um Wasser zu sammeln und zum Einweichen der Affodillgräser, die anschließend zu handgeflochtenen Körben weiterverarbeitet werden. Über dem Eingang befindet sich ein Tragbalken, und im Inneren sieht man eine kleine verputzte Kuppel mit einer Öffnung in der Mitte. Die Pfarrkirche in Tinnura wurde zu Ehren der Hl. Anna (Sant'Anna) erbaut.
Das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und besitzt einen einfachen Grundriss, mit einem schönen Kirchturm aus roten Ziegelsteinen. Zu Ehren der Hl. Anna wird auch das wichtigste Fest in Tinnura gefeiert, zu dem jedes Jahr zahlreiche Besucher kommen. Neben religiösen Feierlichkeiten werden dabei auch folkloristiche Tänze und Gesänge veranstaltet.