Vier Festivals auf den kleineren Inseln Sardiniens, den Inseln der Insel. Tavolara, ein Kalkberg, der aus dem Meer ragt, wird Mitte Juli zum riesigen Sternengewölbe-Saal des Filmfestivals Notte in Italia. Diese reizvolle 1991 ins Leben gerufene Veranstaltung ist mittlerweile ein „Klassiker“ des nationalen Filmpanoramas, bei dem sich alles um Regie und Kreativität des italienischen Kinos dreht. Publikum, Künstler und Fachleute treffen und lernen einander bereits auf den Schiffen kennen, die die Insel von Porto San Paolo aus, in der Nähe von San Teodoro und Olbia erreichen. In dreißig Jahren haben die Sterne des italienischen Kinos den einzigen Roten Teppich betreten, der vom bezaubernden Meer des Meeresschutzgebietes Tavolara-Capo Coda Cavallo umspült wird. Die Vorschau ist am Dienstag, den 16. Juli in der Peschiera di San Teodoro. Am Donnerstag, den 18., wird das Programm in Porto San Paolo fortgesetzt. Von Freitag bis Sonntag finden die Shows in der riesigen Halle unter den Sternen von Tavolara statt.
Von Tavolara zu La Maddalena ist der Weg nur kurz. Vom 26. bis 28. Juli, Schauplatz der Veranstaltung Valigia dell’Attore (Koffer des Schauspielers) ist die Fortezza I Colmi auf der wunderschönen größten Insel des gleichnamigen Archipels. Das festival konzentriert sich auf Schauspieltechniken in Kino, Theater und Fernsehen. Diese Veranstaltung, die 2003 entstanden ist, geht ideell auf Akteure der italienischen Schauspielkunst der Nachkriegszeit zurück, begonnen von Gian Maria Volonté, dem dieses Event gewidmet ist, dessen 21. Volontè lebte lange Zeit auf der Insel und wählte sie auch als seine letzte Ruhestätte. Das Festival ist ein hochqualifiziertes Labor der Schauspieltechniken, in dem vor den Projektionen die künstlerische Laufbahn italienischer und internationaler Schauspieler erörtert werden: Im Mittelpunkt stehen danach Szenen, in denen sie als Darsteller gezeigt werden. Die Schauspieler werden dazu angeregt, von ihren Erfahrungen als Universitätsdozenten und Filmkritikern zu erzählen, um so diesen Beruf von einer ganz neuen Seite näher zu beleuchten.
Die Asinara ist Natur, Landschaft und Erinnerung: Beim Besuch der Insel werden die Geschichten widerhallen, von denen stumme Gänge, Zellen und Besuchszimmer Zeugnis ablegen. Über ein Jahrhundert von der Welt abgeschieden ist sie gleich einer Sprache, die lange Zeit niemand mehr gesprochen hat, die plötzlich zum Leben erweckt wird und nur schwer ihr Gleichgewicht findet. Am Hafen von Stintino, wo die Schiffe zum ehemaligen italienischen Alcatraz abfahren und der einst Auftakt für eine Fahrt ohne Rückkehr war, bringt jeder Zuschauer anlässlich der Ende August stattfindenden Veranstaltung Pensieri e parole: libri e film all'Asinara (Gedanken und Worte: bucher und filme bei Asinara), vor 18 Jahren geboren, das gespendet wird, um eine Bibliothek auf der Insel einzurichten. Das Buch ist Symbol für Worte und Handlungen der Filme: Das Festival soll Visionen schaffen, um einen Horizont für das Kino zu zeichnen. Einst ein Ort, von dem man nicht fliehen konnte, heute ein Ort, der nur schwer zu erreichen ist: Das Festival trägt dazu bei, das Bild der unerreichbaren Insel zu wandeln. Das Publikum spaziert auf den Wegen des Nationalparks, nimmt am Abend vor der Leinwand Platz und diskutiert mit Drehbuchautoren, Kritikern, Regisseuren und Schriftstellern.
Projektionen, Konzerte, Treffen und Seminare ganz im Zeichen der Filmmusik: Seit 2006 ist Creuza de Mà Kino zum Anhören. Historisches Zentrum des Festivals, vom 24. bis 28. Juli, ist Carloforte,tabarkinische Kolonie auf der Insel San Pietro und seit jeher ligurische Enklave in Sardinien. Der Name geht auf ein Lied von Fabrizio De André zurück, auch er Genuese auf Sardinien, mit dem er eng verbunden war. Creuza de Mà, ersonnen und geleitet vom Regisseur Gianfranco Cabiddu, lässt enge Straßen, Treppen und Gässchen von Carloforte wiederaufleben, die steil zum Hafen hinab führen. Die berühmten typischen Straßen Carrugi, die Uferpromenade und das reizende Naturamphitheater von Capo Sandalo sind, ebenso wie die spektakulären Aussichten der Hauptstadt, das Bühnenbild des viertägigen Events mit Projektionen, Konzerten, Treffen mit Filmmusikkomponisten, Regisseuren und Schauspielern. Das Festival ist eine Art offenes Labor: Die Live-Darbietungen der Musiker sind ebenso Schauspiel wie Denkanstoß.