Sa Chida Santa: Authentizität, Passion und Mysterium
Jahrhundertealte, von spanischen Traditionen geprägte Feierlichkeiten mittelalterlichen Ursprungs verschmelzen mit archaischen campidanischen Bräuchen, die bis weit in die heidnische Nuraghenzeit zurückreichen. Die Karwoche ist reich an religiösen Bräuchen, bei denen die Christuspassion im Mittelpunkt steht: Von der Küste bis zu den Orten im Hinterland der Insel werden Sie den urtümlichen Charakter Sardiniens kennenlernen. Die Setmana santa (Karwoche) in Alghero ruft die katalanischen Ursprünge dieser Stadt in Erinnerung. Den Auftakt Freitag vor Palmsonntag gibt die Processione dell’Addolorata und wird am Ostersonntag mit dem Encontre (Begegnung der Statuen der Madonna und des Auferstandenen Jesus) abgeschlossen. Besonders beeindruckend ist die Kreuzabnahme Disclavament: Der Leichnam Christi wird in einer Prozession im Sarg begleitet. Bei Abenddämmerung werden in der ganzen Stadt Fackeln und mit roten Tüchern bedeckte Laternen aufgestellt.
Frühling in den Dörfern
Die Explosion der Frühlingsfarben auf der Insel reimt sich auf eine ihrer typischen „Ansichtskarten“, den bunten Häusern von Bosa. Bei einem Spaziergang entlang des Temo kann man sie bewundern, wie sie sich im Wasser des Flusses widerspiegeln und den Hügel erklimmen, der von der Festung Malaspina beherrscht wird, während man über den Ponte Vecchio zum Südufer gelangt, um die alten Gerbereien zu erkunden. Hier erwartet Sie schon ein Gläschen Malvasia, aber auch bezaubernder Korallenschmuck, Affodillkörbe und edle Gewebe. Bosa hat viel an Geschichte und Handwerkskunst, Industriearchäologie und so manche Delikatesse zu bieten. Sehenswert sind auch die Kirchen: der „Dom“ Immacolata Concezione, die Kirche Nostra Signora de sos Regnos Altos im Mauerring der Burg und San Pietro Extramuros, der Kern des alten Bosa Vetus. Ebenso aber auch seine Naturschätze: der Naturpark von Capo Marrargiu, das Naturreservat von Badde Aggiosu und an der Küste Bosa Marina, S’Abba Druche und Compoltitu.
Die Jazz&Blues-Seele Sardiniens
Von der Zeit geformte Granitbäche, zwischen Mauern aus weißem Kalkstein oder rotem Porphyr eingemeißelte Säle, Plätze in malerischen Dörfern, archäologische Stätten und sogar Meereshöhlen. Von Juni bis Oktober verwandeln sich die natürlichen Sehenswürdigkeiten und Landschaften in Bühnen und werden durch die Darbietungen berühmter internationaler Künstler lebendig. Charaktere und Klänge harmonieren mit der Umgebung und gehen eine Symbiose mit dem Inselleben ein. Seit fast vier Jahrzehnten wird Sardinien immer mehr zu einem bevorzugten Land des Jazz, vor allem dank eines Künstlers, der seiner Heimat eine neue musikalische Seele gegeben hat. Paolo Fresu wurde in dem kleinen Ort Berchidda geboren, und mit ihm ist Time in Jazz, das nun schon zum 38. Mal stattfindet, entstanden und gewachsen. Zu den Veranstaltungen, die man nicht verpassen sollte, gehört am Samstag, den 9. August im L'Agnata die sardische „Zuflucht“ von Fabrizio de Andrè, eine Hommage an den unvergesslichen genuesischen Singer-Songwriter, mit Paola Turci in der Hauptrolle.
Sardinien und das Kino. Natursäle unter dem Sternenhimmel
Vier Festivals auf den kleineren Inseln Sardiniens, den Inseln der Insel. Tavolara, ein Kalkberg, der aus dem Meer ragt, wird Mitte Juli zum riesigen Sternengewölbe-Saal des Filmfestivals Notte in Italia. Diese reizvolle 1991 ins Leben gerufene Veranstaltung ist mittlerweile ein „Klassiker“ des nationalen Filmpanoramas, bei dem sich alles um Regie und Kreativität des italienischen Kinos dreht. Publikum, Künstler und Fachleute treffen und lernen einander bereits auf den Schiffen kennen, die die Insel von Porto San Paolo aus, bei San Teodoro und etwas südlich von Olbia, erreichen, den drei in die 28. Ausgabe des Festivals eingebundenen Gemeinden. In mehr als 25 Jahren haben die Sterne des italienischen Kinos den einzigen Roten Teppich betreten, der vom bezaubernden Meer des Meeresschutzgebietes Tavolara-Capo Coda Cavallo umspült wird. Una notte in Italia 2018 wird zur Wanderveranstaltung: Sie läuft Dienstag, den 17. Juli in der Naturoase der Lagune von San Teodoro an, verlegt den Schauplatz Donnerstag, 19. Juli nach Porto San Paolo, und ab Freitag, den 20. Juli auf die traumhafte Insel Tavolara.
Bühnenbilder einer filmreifen Insel
Von einsamen Stränden zu Kaps, die sich ins Meer stürzen, vom wilden Supramonte zu den verlassenen Bergarbeiterdörfern des Sulcis, von Jahrhunderte alten Wäldern zu Orten, in denen die Zeit stehen geblieben ist: Seit jeher inspiriert Sardinien Autoren und Regisseure auf der Suche nach Landschaften. Zu den jüngsten Erfolgen zählen ein paar Fernsehserien, ein Genre, das heute sehr im Trend liegt: „L'isola di Pietro“ (Die Insel von Pietro) mit Gianni Morandi, die auf der Insel San Pietro und ihrem Dorf Carloforte spielt, und „Catch-22“ mit George Clooney in der Hauptrolle, dessen Hauptschauplatz das Gebiet um Olbia ist. Die Anfänge waren noch „schwarz/weiß“, mit zwischen den beiden Weltkriegen gedrehten Filmen. Der erste Erfolgsfilm war „Verboten“ (1954) von Mario Monicelli, nach dem Roman „Die Mutter“ von Grazia Deledda, gedreht zwischen Codrongianos, Ittiri und Tissi. In den gleichen Jahren hat die Szene des Opfers von Isaak, Teil von „Die Bibel“ (1966) von John Huston als Hintergrund den Berg Monte Corrasi von Oliena. Eine ganze Strömung war Ausdruck der rauesten Barbagia: von „Die Banditen von Orgosolo“ (1958) zu „Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr“ (1977) der Gebrüder Taviani. Das Thema wurde erneut aufgegriffen in „Disamistade“ (1988) von Gianfranco Cabiddu, der zwischen Nuoro und Ghilarza spielt.
Auf der Wanderschaft, auf der Entdeckung von tausendjährigen Geschichten
Mit einem rhythmischen und besonnenen Gang wandernd, werden Sie dein einzigartiges und mythisches Land besser schätzen, erfreuen Sie sich an Landschaften und verzauberten Flecken, vertiefen Sie die Kenntnis von Personen und Gemeinschaften, die dieses bewohnen und von deren authentischen Traditionen. Wanderwege, spirituelle Routen und Pilgerziele Sardiniens bieten das, was derjenige wünscht, der einen „langsamen Tourismus“ sucht, in Kontakt mit der Natur, Kultur und wahren Identität des Orts, den er besichtigt, der eine Bereicherung des Geistes und des Wissens wünscht. Die Wege der Insel sind ideal für einen Touristen, der eine intime, echte Erfahrung leben möchte, in einem einzigartigen landschaftlichen und kulturellen Umfeld und in Gegenden, in denen die Gastfreundschaft als heilig angesehen wird. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, zu Pferd oder mit dem Trenino Verde (Grünen Zug) zu besuchen.
Die geheimnisvolle Faszination des Karnevals auf Sardinien
Mit dem Entfachen der spektakulären Feuer zu Ehren des Sant’Antonio Abate, einem alten, in vielen Orten der Insel verbreiteten, feierlichen Ritual, wird auch der Karneval in ganz Sardinien lebendig. Su Karrasecare hat zahlreiche Gesichter: jede Gemeinde feiert nach ihren eigenen Bräuchen, Ausrichtungen und Besonderheiten. Am 17. Januar wird er traditionell durch Feuer zum Fest des Sant’Antonio eingeläutet und endet am Aschermittwoch, der in Ovodda besonders ergreifend begangen wird. Die ersten Ereignisse des Jahres, die die Bevölkerung jeden Winter aufs Neue mit jahrhundertealten Traditionen beleben. Religiöse und heidnische Elemente, Leidenschaft und Identität, ansteckende Rhythmen und berauschender Schwung wie in Gavoi mit den festlichen Klängen der tumbarinos (Tamburinspieler). Während der Festtage gibt es überall auf der Insel typische Karnevalsspezialitäten: Saubohnen und Speck, pistiddu und coccone, Schmalzgebäck (zeppole) und guten Wein.
Urzulei
Urzulei liegt im Norden der Ogliastra, an der Grenze zur Barbagia, im mittleren Osten Sardiniens. An den Hängen des Monte Gruttas gelegen, hat er die Gemeinden Baunei, Talana, Dorgali und Orgosolo als Nachbarn. Sein Gebiet wird von zahlreichen Flüssen durchzogen, darunter der Flumineddu und der Fluss Coda di Luna, dessen Mündung sich am berühmten Strand von Cala Luna befindet. Im Mittelalter wurde es auch Ursulei genannt. Der Ortsname setzt sich aus dem sardischen Phytonym des Campidano Urtsùla, der Sarsaparille, und dem Kollektivsuffix -ei zusammen. Sein Gebiet wurde in der Nuraghenzeit aufgesucht, wie das Hypogäumsheiligtum Sa Domu e s'Orcu belegt. Das Dorf gehörte im Mittelalter zur Curatoria d'Ogliastra im Judicat von Calari.
Im 5. Jahrhundert erlebte Urzulei die ersten christlichen Evangelisten, Mitglieder der griechischen Kirche, die ihre Spuren vor allem mit der byzantinischen Herrschaft hinterließen, die die Verehrung orientalischer Heiliger verbreitete. Das kleine Dorf besitzt zahlreiche Kirchen, die es zu besichtigen gilt: die Pfarrkirche von Urzulei, San Giovanni Battista, San Giorgio Vescovo, Sant'Antonio di Padova, San Basilio Magno und die Kirche des Angelo. Nicht weit vom Dorf entfernt befindet sich das bedeutende mittelalterliche Dorf Mannorri. Das Supramonte d'Urzulei ist sehr bekannt für die Quelle Sa Rutta 'e s'Edera, die Grotte Domini und die bedeutende Gorropu-Schlucht, die jedes Jahr von zahlreichen Höhlenforschern erkundet wird.
Seui
Der antike, zwischen Gegenwart und Vergangenheit schwebende Ort zieht Besucher an, die ein Stück der Berglandschaft Sardiniens erleben wollen. Sehr interessant ist auch die Pfarrkirche Santa Maria Maddalena, die im 18. Jahrhundert erbaut und später mehrfach verändert wurde. Im Innenraum sind ein schöner Holzaltar und ein Taufbecken aus dem 17. Jahrhundert. In der Via Roma und im darunterliegenden Tal stehen interessante Wohnhäuser aus Schieferstein und Holz mit kleinen Balkonen aus Schmiedeeisen.
Dazu zählt das Casa Farci (Haus Farci), ein Museum, das dem Schriftsteller und Politiker Filiberto Farci und den lokalen Traditionen gewidmet ist. In einem Jugendstilgebäude aus dem 20. Jahrhundert ist das archäologische und ethnografische Museum untergebracht. Interessant ist noch das ehemalige spanische Gefängnis von 1647, wo man die Räume besichtigen kann, in denen sich menschliche Dramen abgespielt haben. Kulturell bedeutend ist die Galleria Civica im Palazzo Civico S'Omu Comunali aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts, wo unter zahlreichen künstlerischen Werken kostbare Gemälde des 17. Jahrhunderts aus der Schule Caravaggio aufbewahrt werden. Eine eindrucksvolle, traditionelle Gewohnheit von Seui ist das Fest San Giovanni Battista am 24. Juni. Dabei spendieren die Schäfer für das gemeinsame Mahl Fleisch, das so genannte su cardamponi. Zu den Festen San Sebastiano und Sant'Antonio Abate werden große Lagerfeuer angezündet.
Nicht weit vom Dorf erreicht man die alte Mineralienwäscherei der Anthrazitmine San Sebastiano, die bis 1950 in Betrieb war. Darüberhinaus kann man den Nuraghen Ardasai besichtigen. In ca. 100 Meter Höhe liegt völlig in die grüne Natur gehüllt die Landkirche San Cristoforo. Man sollte auch einen Spaziergang durch den staatlichen Wald Montarbu machen, den der Duft wilder einheimischer Pflanzen durchdringt und wo seltene Tierarten leben.
Tortolì
Tortolì ist das Tor von Ogliastra und leitet in ein vielfältiges, faszinierendes Gebiet über: rund um die Stadt, die 11.000 Einwohner zählt und im Sommer von zehntausenden Besuchern belebt wird, prägen tropische Strände, Wälder und mediterrane Macchia, fruchtbare Ebenen und Lagunenseen, landwirtschaftlich bebaute sanfte Hügel und ein einzigartiger roter Pophyrstreifen das Bild, der parallel zur Küste verläuft. Die Rocce Rosse (roten Felsen) sind ein absolut spektakuläres Beispiel dafür. Dieses Naturdenkmal im Ortsteil Arbatax ragt aus dem smaragdgrünen Meer empor und bietet einen zauberhaften Farbkontrast: Das ist die Kulisse für das Musikfestival Rocce Rosse Blues. Daneben liegt der Hafen, an dem die Touristen ankommen und von dem die Schiffe zu den wunderschönen Buchten der Ogliastra abfahren. Das Meer von Tortolì ist eine Augenweide und der am meisten mit der „Blauen Flagge “ ausgezeichnete Küstenstreifen der Insel. Hinter den Rocce Rosse erhebt sich die Cala Moresca eine „städtische“ Perle mit Granitfelsen und goldgelbem Sand. Nur etwas weiter südlich bezaubern die Blautöne von Porto Frailis und der lange Lido di Orrì: 16 km verborgene Buchten und kleine Strände, darunter die wunderschöne Cala Ginepro mit ihrem feinen Sand, den geschliffenen Steinchen und dem Wacholderwald sowie San Gemiliano. Die roten Felsen ragen auch im Paradies von Cea empor, ein 4 km langer weißer, weicher Sandstrand. Dieses Naturschauspiel wird von einladenden Grünflächen, wie dem Stadtpark La Sughereta und dem Batteria-Park auf der Spitze eines Hügels mit Aussicht über den gesamten Golf, abgerundet.
Aus der Nuraghenzeit sind in diesem Gebiet über 200 Monument geblieben, wie die Fundstätte S’Ortali ‘e su Monti belegt: Auf 7 Hektar sind eine Nuraghenanlage, ein Riesengrab, zwei Menhire, Hütten, eine Domus de Janas, eine Mauer und Überreste einer weiteren Nuraghe verteilt. Mit der Ankunft der Phönikiern im 7.Jh.v.Chr. und Punier in diesem Gebiet entstand Sulci Tirrenica, ein strategischer Hafen für die alten Seeleute. Spuren der Punier findet man auch im Lagunensee von Tortolì, während die Schiffsrelikte auf dem Meeresgrund des Golfes an die Zeit der römischen Herrschaft erinnern. Aus der spanischen Zeit wiederum sind die Wachtürme, darunter der Torre di San Miguel. In der Stadt sind das Museum für moderne Kunst Su Logu de s’Iscultura und die ehemalige Kathedrale Sant’Andrea, die Ende des 18.Jh. im klassizistischen Stil auf einer älteren Kirche errichtet wurde, von der noch zwei Kapellen übrig sind. In einer davon wurde die Statue der Hl. Elisabeth von Ungarn gefunden. In der Kirche befindet sich ein prächtiger Altar aus mehrfarbigem Marmor. Das beliebteste Fest von Tortolì ist das der Stella Maris Ende Juli in der kleinen Kirche von Arbatax mit anschließender Meeresprozession.
In den örtlichen Restaurants kann man Culurgiones, „ährenartig “ geschlossene Teigtaschen, Suppen, Spanferkel, Lammbraten und gekochtes Schaffleisch kosten. Dazu passt ein Gläschen Cannonau, der bei einer Reise in die Ogliastra nicht fehlen darf.