Selargius liegt im Campidano di Cagliari und hieß im Hochmittelalter Kellarios, was von lateinisch "cellarium", Lagerraum für landwirtschaftliche Erzeugnisse, herrührt. Die Ursprünge des Ortes gehen wahrscheinlich auf die Römerzeit zurück, auch wenn Funde im Umland auf eine ältere Besiedlung durch den Menschen hindeuten. In der vorgeschichtlichen Fundstätte Su Coddu wurden nämlich Fundstücke aus dem Neolithikum, der Kultur von San Michele aus Ozieri, zutage gefördert. Im Mittelalter gehörte der Ort zum Verwaltungsbezirk Campidano bzw. Civita im Judikat Cagliari. Die ältesten Kirchen sind San Giuliano und San Lussorio, beide aus dem 12. Jahrhundert. Die weiteren Kirchen des heutigen Ortes sind Santa Maria Vergine Assunta (aus dem 15. Jh.), San Salvatore sowie San Giovanni Bosco und San Nicolò geweiht. Im Straßenbild mischen sich moderne Gebäude und alte campidanesische Häuser. Die schönsten und am besten erhaltenen finden sich in der via Roma, wo auch das Gefängnis der Marchesen von Quirra aus dem 17. Jahrhundert liegt.
In der Ortsmitte, nicht weit von der Pfarrkirche der Assunta entfernt, steht die Kirche San Giuliano, die ein schönes Beispiel romanischer Architektur aus dem 12. Jahrhundert darstellt. Sie ist aus Kalkstein gebaut und hat einen dreischiffigen Innenraum. Die drei Schiffe sind durch Bogenreihen mit römischen Säulen und Kapitellen unterteilt. Weniger zentral liegt die zweischiffige Kirche San Lussorio. Ein kollektives, freudiges Ereignis wird bei der Feier des alten Hochzeitsbrauchs von Selargius lebendig, die im September begangen wird. Nicht nur das Brautpaar, sondern die ganze Gemeinschaft nimmt daran teil. Der öffentliche Charakter des Matrimonio Selargino wird schon am Tag vor der Trauung deutlich, wenn der sogenannte "palio della sposa" stattfindet, das heißt, wenn der Hausrat der Braut in das Haus gebracht wird, in das sie mit ihrem Bräutigam einziehen wird. Am Tag des Zeremoniells wird der Ort fürs Fest geschmückt: an den Balkonen hängen reich verzierte Teppiche aus, allenthalben sind Blumen zu sehen, Gebäck wird auf den Straßen verteilt. Die künftigen Brautleute tragen die traditionelle Tracht der Bauernhäuser in Selargius, die pollas campidanesi heißen. Der Bräutigam ist mit einer eleganten Tracht bekleidet, die vorwiegend in Weiß und Schwarz gehalten ist, während die Braut ein reichverziertes, farbenfrohes Gewand anhat. Gleich nach der Einkleidung empfangen die Brautleute die Segnung ihrer jeweiligen Eltern, die zum Zeichen des Wohlstands Korn und Salz auf ihre Köpfe streuen und darauf den Teller zerschmettern, der diese enthielt. Danach kommt die Begegnung. Der Bräutigam erreicht mit einem Zug von Verwandten und Freunden, denen Launeddas-Spieler vorangehen, das Haus der Verlobten und dann vereint sich sein Zug mit dem der Frau auf dem Vorplatz der Kirche. In der Kirche der Assunta wird die Trauung vollzogen, woraufhin man sich zum Haus der Braut begibt, wo ein reiches Bankett serviert wird. Bevor die Neuvermählten die Schwelle ihres Hauses überschreiten, streuen die Frauen des Viertels Weizenkörner aus. Im selben Monat feiert Selargius am 21. das religiöse Fest zu Ehren von San Lussorio, das vom Gremio di San Lussorio organisiert wird. Bei der Veranstaltung werden in einer Prozession die Standbilder der Märtyrer Lussorio, Cesello und Camerino auf einer vergoldeten Kutsche von der Kirche der Assunta zur Wallfahrtskirche San Lussorio getragen.