Mit Wanderschuhen oder auf dem Fahrrad, und immer mit einem Fernglas und Smartphone in greifbarer Nähe. Und dann natürlich viel Wissbegierde, um die Natur zu erkunden. Das ist es, was man braucht, um in eine „Wasserwelt“ einzutauchen, die dem Meer ganz nahe und doch weit entfernt ist, was die Besonderheiten und die Art und Weise anbelangt, sie zu erleben: Die Rede ist von den Feucht- und Sumpfgebieten Sardiniens, Ökosystemen, die von Exemplaren einer oftmals seltenen Flora und Fauna bewohnt sind und in denen ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt herrscht. Ideale Ziele für entspannende Spaziergänge, vor allem mit den warmen Farben der Morgen- oder Abenddämmerung. Manchmal trennt das Meer nur ein Sandstreifen vom Weiher, wie in Villasimius, im Meeresschutzgebiet von Capo Carbonara: Hinter dem schneeweißen Strand von Porto Giunco liegt der Weiher von Notteri, dessen blaues Wasser das Rosa seiner berühmtesten Bewohner, den Flamingos, widerspiegelt.
Nicht ein, sondern vier Feuchtgebiete erstrecken sich nahe der Strände von Porto Pino und Le Dune (oder is Arenas Biancas), im unteren Sulcis, wo man Reiher, Kormorane und Mittelmeermöwen beobachten kann. Wenn es um Dünen und Sandstreifen geht, muss man unweigerlich an La Cinta denken, einem der Postkartenmotive von San Teodoro. Hinter dessen Bogen erstreckt sich eine Lagune, ein weiterer bevorzugter Lebensraum der Flamingos und ein Ziel für begeisterte Vogelbeobachter. Weiter südlich, an der Marina di Orosei, wird der Strandabschnitt su Petrosu von einer Lagune „geschützt“, die gemeinsam mit dem Fluss Cedrino und dem Sumpfgebiet von Osalla die Oase su Barone bildet, ein Gebiet von gemeinschaftlichem Interesse, das in das Netz von Schutzgebieten Natura 2000 aufgenommen wurde. Hier ist außer der Vogelwelt auch eine große Vielfalt von Fischen und Weichtieren beheimatet.
Ebenfalls in Orosei, unweit von den goldenen Stränden von Cala Liberotto und Cala Ginepro, bilden steile rosa Granithügel eine malerische Kulisse für die Lagune von sa Curcurica, dem „Juwel“ der Oase von Bidderosa, die zahlreichen Beobachtungsposten für deren Bewohner, die Wasservögel, zu bieten hat. Auch der Weiher von Longu, in Posada ist Teil eines Schutzgebiets und zwar der Oase von Tepilora, die von Hügeln umgeben und mit Wäldern und Quellen durchsetzt ist. Im Wasser können Sie sich im Kajakfahren, Stehpaddeln und Schnorcheln versuchen, während entlang der Ufer Mountainbike- und E-Bike-Strecken verlaufen. In der Ogliastra, ist das Feuchtgebiet schlechthin der Weiher von Tortolì, den ein langer Pinienhain und der Strand Isula Manna vom Meer trennt. Weiter südlich sollte man sich die Mischung aus wilden Sandstränden und Feuchtgebieten von Sarrabus, nahe den Stränden von Feraxi und Colostrai nicht entgehen lassen.
Cagliari ist von Lagunen und Weihern umgeben. Im Westen erstreckt sich mit 1300 ha eines der größten und bedeutendsten Feuchtgebiete Europas, das die Lagune von Santa Gilla, die Saline Conti Vecchi und den Weiher von Capoterra umfasst. Dort leben fast 200 Vogelarten. Der Weiher von Cagliari ist einer von zwei Nistplätzen für den rosa Flamingo. Der andere befindet sich am anderen Ende der Hauptstadt und ist ebenfalls mit Salz verbunden, die Rede ist vom Park Molentargius-Saline. Man kann sie mit einer Führung zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Boot oder dem Elektrobus erkunden und dabei auch die Industrieanlagen der „Salzstadt“ besichtigen. Auch in Sant’Antioco, in der Lagune von Santa Caterina, gibt es eine Weiher-Salinen-Kombination. In San Vero Milis hingegen, nahe dem kristallklaren Meer von s’Arena Scoada, ist im Sommer aufgrund der Verdunstung des Wassers eine spektakuläre Salzkruste zu sehen, die den Weiher Sale ‘e Porcus bedeckt.
Ebenfalls in Sinis prägen das Bild des Weihers von Cabras die Fischer, die in ihren is fassonis, Booten aus Schilf- und Sumpfgrasbündeln, Meeräschen fangen, aus denen die köstliche Bottarga hergestellt wird. Der Fischfang prägt auch die nahe Lagune von Marceddì und ihr malerisches Dorf. Besuchen Sie diesen Ort während des Festes der Madonna von Bonaria im August, wenn in der Lagune die Prozession stattfindet, der üppige Fischbankette folgen. Meer, historische Städte, Naturparks und Lagunen prägen auch die Landschaft der Korallenküste. Zwischen Alghero und Fertilia, im Park von Porto Conte und nahe dem Strand von Maria Pia erstreckt sich die 97 ha große Lagune von Calich, ein Paradies von 350 Blumenarten, mit zahlreichen Endemismen, wo man dem betörenden „Gesang“ des Pflanzengerassels lauschen kann.