Nuoro ist das sardische Athen, das seit dem 19.Jh. durch sein reges Kulturleben geprägt ist. Künstlern und Literaten, wie Salvatore und Sebastiano Satta, Francesco Ciusa und Grazia Deledda machten diese Stadt europaweit berühmt. Ein Spaziergang in der Altstadt ist besonders reizvoll und entspannend: Beim Flanieren durch die mit Kieselstein gepflasterten engen Gässchen werden Sie in die Vergangenheit eintauchen, vorbei an alten Steinhäusern, Höfen, Bogengängen und kleinen Plätzchen, auf die man fast unerwartet stößt. Unter den historischen Stadtvierteln sei Séuna genannt, in dem einst Bauern und Handwerker lebten und Santu Pedru, in dem Hirten und Landbesitzer beheimatet waren. Hier befindet sich das Museum Deledda, dem Geburtshaus der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin, eine Gedenkstätte der Künstlerin, die einst Sardinien der Welt geöffnet hat. Sie ist in der kleinen Kirche della Solitudine am Fuße des Ortobene beigesetzt, dem Hausberg der Bewohner Nuoros und den Deledda selbst als „unsere Seele“ bezeichnete: ein Naturerbe, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Der Corso Garibaldi, ehemals via Majore, steht mit seinen Gewerbebetrieben und historischen Kaffeehäusern seit jeher im Mittelpunkt des sozialen Lebens von Nuoro. Setzen Sie sich gemütlich an einen kleinen Tische vor einer der vielen Kaffeebars des Corso oder tauchen Sie in die malerischen Gässchen ein, um ein typisches Restaurant oder eine Trattoria ausfindig zu machen. Nur wenige Schritte weiter erheben sich die alte Kirche delle Grazie und die prunkvolle Kathedrale Santa Maria della Neve. Neben dieser befindet sich ein schöner Aussichtspunkt, von wo aus man zum Kulturzentrum Tribu und zum Museum Ciusa gelangt, in dem beeindruckende Skulpturen des Bildhauers Francesco Ciusa ausgestellt sind, der 1907 den ersten Preis der Kunst-Biennale Venedig gewann. Unweit davon ist auch das Kunstmuseum von Nuoro (Man), in dem internationale Wander- und Dauerausstellungen sardischer Künstler des 20.Jh. gezeigt werden. Absolut sehenswert ist auch das Museo della Vita e delle Tradizioni popolari sarde, das Einblick in materielle und immaterielle Kultur und Traditionen gibt und in dem Kleidung, Schmuck, Masken, Stoffe, Arbeitsgeräte und andere Exponate ausgestellt sind, die sich auf traditionelle Lieder, Glauben und Festlichkeiten beziehen. Um traditionelle Trachten im Original zu sehen, sollten Sie die Sagra del Redentore nicht versäumen, die am letzten Sonntag im August mit einem Umzug von Folkgruppen aus ganz Sardinien begangen wird. Bei diesem Fest ziehen die Gläubigen in einer Prozession von der Stadt zum Ortobene, wo in ca. 1000 m Höhe die Statue des Heilands thront. Dieses 1600 Hektar weite Berggebiet, das schon in der Urgeschichte bewohnt war, wie einige Felsengräber Domus de Janas belegen, bietet zahlreiche Naturparks, wie der von Sedda Ortai. Hohe, bizarre Granitfelsen ragen erhaben empor und wechseln sich mit Talsenken ab, in denen seltene Säugetiere und Raubvögel beheimatet sind.